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Was macht die Web Accessibility?

Vergangene Woche fand in Wien der A-Tag 2015 statt. Dieser vom Verein „Accessible Media“ organisierte Event ist für Wiener Webworker das jährliche Highlight zum Thema „Internet-Accessibility“.

Der folgende Artikel behandelt Themen, über die am A-Tag referiert wurde, wie beispielsweise Farbkontraste, was SEO mit Barrierefreiheit zu tun hat und wie der Status quo zum Thema PDF Accessibility aussieht. Und es wird der Frage nachgegangen, warum es sinnvoll ist, ein Mindestmaß an Barrierefreiheit in den persönlichen Webauftritt zu implementieren.

Vieles hat sich im Laufe der letzten Jahre verbessert. Websites wurden dank modernerer  Technologien, wie HTML 5, und dem „Aussterben“ von Flash-Websites einfacher bedienbar. Dennoch fristet das spannende Thema „Web Accessibility“ nach wie vor das Schattendasein eines ungeliebten Zeitgenossen. Und das vollkommen zu Unrecht. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Web Accessibility Initiative (WAI) selbst nicht ganz unschuldig am unattraktiven Image ist: Vor ca. 10 Jahren war die WAI-Website zwar barrierefrei, aber ansonsten ziemlich unansehnlich. Vielen Menschen war dadurch nicht klar, dass eine barrierefreie Website auch wunderschön gestaltet sein kann. Diese hässliche Website aus 2006, die manchen Webdesignern noch heute visuelle Alpträume beschert, könnte das „Mauerblümchen-Image“ der WAI nachhaltig geprägt haben.

2008 wurden die lange erwarteten Richtlinien für barrierefreie Websites (WCAG 2.0) veröffentlicht. Da die neuen Regeln dynamischer mit den modernen  Technologien in Einklang gebracht werden konnten, wurde Barrierefreiheit im Web endlich zu einem spannenden Thema.

Warum ist eine barrierefreie Website sinnvoll?

Aus gestalterischer und programmiertechnischer Sicht gibt es keinen Einwand, der gegen eine barrierefreie Website spricht. Aber das Angebot im Netz ist nach wie vor überschaubar. Die Web Accessibility Guidelines werden meist nur dann berücksichtigt, wenn eine Website aus gesetzlichen Gründen ein bestimmtes Maß an Barrierefreiheit erfüllen muss. Dabei ist der entstehende Mehraufwand im Vergleich zum Mehrwert kein stichhaltiges Gegenargument. Denn: Eine barrierefreie Website wird nicht nur für sehbehinderte Menschen umgesetzt, sondern der Begriff „Web Barrierefreiheit“ bezieht sich auf viele Zielgruppen, an die man nicht sofort denken würde. Beispielsweise Menschen mit altersbedingter Sehschwäche oder Personen, deren Muttersprache nicht „Deutsch“ ist. Beide Zielgruppen werden einfach formulierte Sätze besser lesen bzw. verstehen können als kompliziert konstruierte Schachtelsätze. Auch der technische Aspekt ist wesentlich: Eine barrierefreie Website muss auf unterschiedlichen Ausgabegeräten (Desktop, Tablet, Mobilgeräte, etc.) und Betriebssystemen funktionieren. Wer also keine barrierefreie Website hat, verschließt sich vielen Zielgruppen, die den Erfolg im Netz maßgeblich (mit)prägen könnten.

Kerstin Probiesch demonstrierte in ihrem Vortrag Mit CSS-Techniken zu mehr Accessibility, dass beim Gebrauch von benutzerdefinierten Farbeinstellungen (z. B. starkem Kontrast bei Blendempfindlichkeit) die meisten Internetauftritte nach wie vor großes Verbesserungspotential hätten. Bei Änderung der Farbeinstellungen wird in den meisten Fällen nicht mehr erkannt, auf welcher Seite man sich gerade befindet, weil die Markierung des aktiven Hauptmenüpunktes verschwunden ist. Verlinkungen werden durch benutzerdefinierte Farbeinstellungen in manchen Fällen komplett unsichtbar. Beispielsweise fehlt dann bei einem Suchen-Formular der Suchen-Button. Dabei würden in diesen Fällen einfache CSS Techniken Abhilfe schaffen.
Suchmaschinen mögen barrierefreie Websites

Hartwig Krebitz referierte am A-Tag in seinem Vortrag SEO und Accessibility über die Vorteile einer barrierefreien Website für Google & Co. Bereits durch die Berücksichtigung einiger WCAG 2.0-Richtlinien werden Websites nicht nur barrierefreier, sondern auch das Ranking in den Ergebnisseiten von Suchmaschinen wird dadurch verbessert.

Die Verantwortung liegt aber nicht nur in den Händen von Webagenturen, die mit der Umsetzung einer barrierefreien Website betraut wurden. Auch nach dem Relaunch eines Internetauftrittes muss in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, ob noch alles passt. Oftmals sind es bei der redaktionellen Wartung die kleinen Dinge, die Barrieren schaffen können. Beispielsweise, wenn Bilder nicht mit einer korrekten Bildbeschreibung oder Verlinkungen nicht mit aussagekräftigen Bezeichnungen versehen werden. Regelmäßig durchgeführte Testings zeigen auch auf, wenn bei der redaktionellen Wartung übertrieben wurde. Immer wieder kann es vorkommen, dass ein Inhaltselement (z. B. eine Verlinkung) mehrmals mit derselben Beschreibung versehen wurde, sodass ein Screen Reader fast ins Stottern gerät, wenn er z. B. dreimal dieselbe Bezeichnung vorlesen muss.

Aber barrierefreie Websites bedeutet nicht nur die Bereitstellung eines sauberen HTML Codes. Auch Audio- und Video-Files müssen intelligent vorbereitet werden. Krebitz erläuterte dies mit einem Zitat von Brad Ellis (Produktmanager bei YouTube):

„… we did an experiment with one partner a year ago and saw just by captioning videos – they were English videos with English captions – we did a scientific A/B test and saw a 4% increase in traffic in views and watch time on YouTube. Imagine what that could be if you’re making it accessible in more languages.“

Barrierefreiheit und PDF

Der Schweizer Markus Erle sprach in seinem Vortrag PDF Accessibility Update – neue Tools, Trends und Techniken für accessible PDFs über die gegenwärtige Lage barrierefreier PDFs. Es gibt Grund zur Hoffnung: Noch vor ein paar Jahren waren die Wörter „barrierefrei“ und „PDF“ schwer miteinander in Einklang zu bringen. Diesbezüglich hat sich im Lauf der letzten Jahre einiges getan. Der 2012 veröffentlichte DIN-Standard PDF/UA wendet die WCAG-2.0-Konzepte auf PDF an und basiert auf dem ISO-Standard PDF 1.7 (ISO 32000-1). Es gibt gegenwärtig einige (zum Teil kostenpflichtige)  Plugins für Microsoft Word oder Adobe InDesign, um die Erstellung von barrierefreien PDFs zu erleichtern, wie z. B. die Erweiterung axesPDF für Microsoft Word.

Wie barrierefrei ist meine Website?

Der Vortragende Mikael Snaprud erzählte vom Projekt European Internet Inclusion Initiative (EIII), im Zuge dessen über 1.000 Websites evaluiert wurden. Hierfür wurde ein eigenes Website-Evaluierungs-Tool entwickelt, das online genutzt werden kann.

Prüfen Sie selbst, wie barrierefrei Ihre Website ist: checkers.eiii.eu. Natürlich ist eine automatisierte Prüfung keine Garantie für eine barrierefreie Website. Viele WCAG 2.0 Prüfpunkte müssen zusätzlich manuell überprüft werden. Aber die automatische Prüfung ist ein Anfang.

Wenn Sie neugierig geworden sind oder bereits schon länger darüber nachgedacht haben, ihre Website barrierefrei zu gestalten, helfen wir Ihnen gerne weiter und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.